Der Begriff ”Metabolic Conditioning”, kurz MetCon, geistert auf englischsprachigen Crossfit-Seiten, Fitness-Foren und wissenschaftlichen Studien umher und wurde sicher schon vom einen oder anderen Leser auch im deutschen Sprachgebrauch aufgeschnappt. Kling cool und wird daher gern missbraucht. Nur was verbirgt sich wirklich dahinter?
Metabolic Conditioning ist kurz zusammengefasst: Schmerz, Laktat, Sauerstoffnot, Qual und mentaler Kampf. Ich nenne es gern Abschuss und die Hölle auf Erden. So eine MetCon-Einheit bringt das kardiovaskuläre System innerhalb kurzer Zeit an seine Grenzen. Übungen die den ganzen Körper und dessen Muskulatur fordern, werden ohne lange Pausen nacheinander ausgeführt, so dass die Herzfrequenz sehr stark erhöht ist und in der anaeroben Zone trainiert wird. Es ist kein Intervalltraining oder dergleichen. Zeitvorgaben nach Schema X gibt es ebenso nicht. Daher dauert so ein Training auch nicht länger als 30min, um maximale Leistung erbringen zu können.
Um Euch eine Vorstellung geben zu können wie so ein MetCon-Training ausschauen kann, stelle ich meine heutige Einheit vor, die ich draußen bei frischen windigen 10°C auf einem alten betonierten Parkplatz durchgeführt habe. Nicht nur herbstlich, sondern auch herrlich ruhig ohne ablenkende Geräusche! An Station A befand sich eine Kettlebell und ca. 15m weiter an Station B rein gar nichts. Mehr braucht’s auch nicht! Nach knapp über 25min war folgendes vollbracht: 400 einarmige Kettlebell-Swings mit der 24er und 100 Burpees inklusive Liegestütze. Hierbei möchte ich erwähnen, dass der klassische Burpee keinen Liegestütz beinhaltet, sondern nur eine Kniebeuge und den Sprung am Ende. So war die MetCon-Einheit detailliert aufgebaut:
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 1 Burpee, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 2 Burpees, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 3 Burpees, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
…
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 10 Burpees, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 9 Burpees, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 8 Burpees, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
…
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
Station B: 1 Burpee, von Station B wieder zu Station A zurück laufen
Station A: 10/10 Kettlebell-Swings, von Station A zu Station B laufen
An sich recht unkompliziert, einfach und überall durchführbar. Ich empfehle vor so einem Training nicht unmittelbar davor etwas zu essen. Bei mir lagen zwischen einem leichten kohlenhydratlasigen Frühstück und dem Training drei Stunden. So eine knackige MetCon-Einheit bietet sich auch wunderbar nach mehrstündigem Fasten an. Nach dem Feierabend einen Kaffee und los geht’s zwischen Sofa und Kleiderschrank. Da aber heute Feiertag ist, brauchte ich mein Workout nicht auf den späten Nachmittag legen und konnte zudem in ländlicher Natur Gas geben.
Metabolic Conditioning bedient sich an drei Energiesystemen und ist daher eine Art “most bang for the buck“: Phosphagen, d.h. explosive Bewegungen wie bspw. Sprinten und der Sprung beim Burpee; glykolytisch, d.h. den anaeroben Stoffwechsel betreffend, so dass eine Konversation unmöglich ist; oxidativ, d.h. den aeroben Stoffwechsel betreffend, der zwangsweise immer involviert ist.
Während so einem MetCon-Training gerät der Körper in eine hohe Sauerstoffschuld, Milchsäure wird produziert und Stresshormone freisetzt. Da die katabole Phase durch die Kürze des Trainings unterbrochen wird, findet ein nahezu idealer Ausgleich zwischen katabolen und anabolen Prozessen statt. Anabol in dem Sinne, dass Wachstumshormone (HGH) freigesetzt werden, was aber nicht mit Muskelaufbau gleichzusetzen ist. In der Phase des Trainings findet ein recht hoher Kalorienverbrauch statt, der mit dem sogenannten Nachbrenneffekt anhält. Ideal, um Fett zu verbrennen, wobei dies primär immer noch in der Küche danach geschieht.
Wem Metabolic Conditioning bisher unbekannt war, sollte sich langsam und sachte an so eine Art von Training herantasten und scheibchenweise steigern, da er sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit nach ein paar Minuten ausgelaugt am Boden liegen wird. Wer jedoch bereits Erfahrung hat, kann gerne ein paar Vorschläge, Ideen und Anregungen in den Kommentaren hinterlassen!
Rosch